Modebranche kämpft mit starkem Online Handel

Redaktion

Rund 41 Prozent aller Deutschen informieren sich vorwiegend im World Wide Web über Mode. Zu diesem Ergebnis kam die neueste TNS Infratest-Studie. „Das ist eine extrem große Chance für die ganze Modeindustrie. Mit dem richtigen Marketing und der Verwendung der sozialen Netzwerke ist es möglich, dass Online- und auch Offline-Kanäle noch effizienter genutzt werden können“, so Frank Kilzer von TNS Infratest. „Die Mund-zu-Mund-Propaganda, die in der Modebranche schon immer extrem wichtig war, kann nun auch im Internet eine nicht zu unterschätzende Schlüsselrolle übernehmen.“

Der Online-Handel wird immer stärker – immer mehr Designer bieten ihre Produkte auch im Internet an

Extrem viele Ladenbetreiber sind in den letzten Jahren hinzugekommen. 2006 launchte die Münchner Boutique „Theresa“ den Online-Ableger „Mytheresas.com“; 2008 schaltete „Jades“, die in Düsseldorf daheim sind, ihre Plattform frei. Auch „Unger“ (Hamburg) ging online. Selbst die Designer machten mit – so gingen „Hermes“, „Louis Vuitton“ oder auch „Jil Sander“ online und begannen ihre Produkte im Netz zu verkaufen. Es sind nämlich vor allem die recht hochpreisigen Teile, (die zum Teil auch nur in Fremdwährungen bestellt werden können) die im Internet ganz gut verkauft werden. Natürlich dürfen sich auch die Schnäppchenjäger freuen – so gibt es „Brands for Friends“, „Vente Privée“ oder auch „Dress for Less“. Hier findet man Restbestände aus dem Vorjahr, die nur einen Bruchteil des Originalpreises kosten. Ob Tommy Hilfiger, Burberry oder Calvin Klein – im Mittelpunkt stehen großzügige Rabatte, sodass Markenanzüge, Polo-Shirts oder Accessoires um bis zu 70 Prozent günstiger gekauft werden können. „Dress for Less“, von Mirco Schultis gegründet, gehört zu den beliebtesten Portalen der Deutschen. Schon 1999 begann Schultis die Lagerbestände der Designerboutiquen aufzukaufen; die Produkte wurden dann über die eigene Homepage angeboten. Die Nachfrage war enorm. Heute weiß Schultis, dass er sich für den richtige Weg entschieden hat: Das Sortiment umfasst rund 5.500 Artikel – pro Jahr gegen rund 500.000 Bestellung ein. Doch die Schar der Wettbewerber wird natürlich größer. „Brands for Friends“ und „BuyVIP“ zählen zu den stärksten Anbietern am Markt. Zudem will „Vente Privée“, der größte Shopping-Club Frankreichs, noch im Jahr 2017 den deutschen Markt erobern. Jacques-Antoine Granjon, der Gründer des Unternehmens, erzielte etwa im Jahr 2009 einen Umsatz von rund 680 Millionen Euro.

Textileinzelhandelsverband kritisiert die neuen Geschäftsmodell

Der Online-Shop „Herrenausstatter.de“ erhielt im Jahr 2009 sogar eine Auszeichnung von staatlicher Seite! Dabei ehrte das bayerische Wirtschaftsministerium die Firma als „erfolgreichstes Internetunternehmen in Bayern“. Die „DePauli AG“, die sich hinter „Herrenausstatter.de“ befindet, sei ein „Musterbeispiel für den kundenorientierten Handel“. Aber natürlich gibt es auch zahlreiche Kritiker, die mit den neuen Geschäftsmodellen überhaupt nichts anfangen können. So ist der Textileinzelhandelsverband der Ansicht, dass derartige Geschäftsmodelle vor allem dem Image der Marken schaden könnten. Zudem würde man auch den traditionellen Einzelhändlern Schaden zufügen. Doch Granjon, der Gründer von „Vente Privée“, weiß, dass „Produkte verkauft werden, die normalerweise nicht verkauft werden können“. Am Ende, so ist sich Granjon jedenfalls sicher, profitieren beide Seite. Ein Satz, den Mirco Schultis mit Sicherheit bestätigen könnte.

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